Die Geschichte der Ordner
Die Rottweiler Fasnet gehört zu den ältesten und traditionsreichsten in Südwestdeutschland. Nachdem es in der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts etwas ruhiger um die Rottweiler Fasnet geworden war, erfreute sich die Straßenfasnet nach der Wiedergründung der Narrenzunft im Jahr 1903 steigender Beliebtheit. Bald zeigte sich, dass die Straße für die Narrensprünge von Schaulustigen freigehalten werden musste. Zeugnisse dafür sind Papptafeln mit dem Aufdruck „Straße freihalten“, die sich noch im Fundus der Narrenzunft befinden und vielleicht von einer Art frühem Ordnungsdienst vor den Narrensprüngen stadtabwärts getragen wurden. Auch in den jährlichen Veröffentlichungen des Stadtschultheißenamtes zur Fasnet ist zu lesen: „Das Publikum wird ersucht, während des Narrensprungs die Straßen frei zu halten und sich nur auf den Gehwegen aufzustellen.“ Im Fasnetsprogramm von 1922 der Narrenzunft steht: „… und es wird gebeten, den Weisungen der Schutzmannschaft (städtische Polizei) und der durch Armbinden kenntlichen Ordner unbedingt Folge zu leisten.“ Hier also taucht erstmals der Begriff Ordner auf.
Der Jahresbericht von 1925 erwähnt, dass die Zunft neben 20 Kostümen für die „zweite Musikkapelle“ auch „15 Kostüme für die dringend nötigen Ordner um die Straße freizuhalten“ angeschafft hatte. „Diese Kostüme wurden in allen Teilen von hiesigen Handwerksmeistern angefertigt und kosten trotz billigster Kalkulation sehr viel Geld“, heißt es in dem Bericht weiter. Der Uniformbestand wurde 1927 um sechs Exemplare auf 21 erhöht. Kostümbildner des Stuttgarter Staatstheaters haben die Musiker- und die Ordner-Kostüme gestaltet.
Dass Rottweils Fasnet schon immer viele Besucher anzog, ist kein Wunder, war die Fasnet neben der Kirbe doch das bedeutendste weltliche Fest im Jahreslauf. Schon zum Ende des 15. Jahrhunderts wurden fürstenbergische Untertanen wegen eines Fasnetsbesuchs in Rottweil abgestraft. 1510 wollten 200 Schaffhauser zur Rottweiler Fasnet ziehen, was ihnen aber untersagt wurde. Im 19. und 20. Jahrhundert gab es Sonderzüge, die zur Fasnet nach Rottweil fuhren. Rottweils Fasnet zog die Menschen fast magisch an, und Fotos aus dem frühen 20. Jahrhundert zeigen bereits drei bis fünf Zuschauerreihen am Straßenrand.
Ordner waren und sind bei einem solchen Anlass notwendig, und eine Führung sollten sie auch haben. Schon kurz nach dem Zweiten Weltkrieg war Eugen Schweizer (1908 – 1981) Oberordner, Ausscheller und Ausschussmitglied. Abgelöst wurde er von Karl Denner (1930 – 2002), der bereits unter seinem Großvater Ordner war.